Die Stationen des Skultpturenweges
Teilstück der Europäischen Skulpturenstraße des Friedens
Der Landkreis Kusel hat die Skulptur „Der Gestürzte“ aus dem Nachlass des Bildhauers Erich Koch (1924 – 2014) erworben und 2016 am Skulpturenweg aufgestellt. In Roßbach bei Wolfstein geboren, studierte Koch an der Akademie der Künste in München, wo er schon bald als Professor für Bildhauerei mit dem Schwerpunkt Bronzeguss wirkte. Daneben war er freier Künstler und hinterließ zahlreiche Werke in ganz Deutschland. Die lebensgroße Figur „Der Gestürzte“ zeigt einen sterbenden Wolf. Durch mehrere Schüsse verwundet, bricht er zusammen und stürzt mit geöffnetem Fang eine Böschung hinunter - kein selbstsicheres kraftvolles Tier, auch keine Beute, auf die Jäger stolz sein können. Vielmehr zeigt Koch das edle Raubtier, wie es von Menschen verfolgt und getötet wird. Wölfe gehörten zu den Tieren, die den Bildhauer immer wieder beschäftigten.
„Der Gestürzte“ wurde von Koch selbst in der Münchner Akademie gegossen. Dabei verwendete er das Verfahren der „verlorenen Form“, bei der die Gussform zerstört wird, so dass nur ein einziger Abguss möglich ist. Mit diesem Kunstwerk hat der Kreis Kusel einem seiner bedeutendsten Künstler ein würdiges Denkmal geschaffen. (Quelle: Dr. Herwig Buntz, Westrichkalender Kusel 2017, S. 22)
Die zweiteilige Skulptur „Le passage“ – der Durchgang – ist wie eine offene Tür in der Landschaft. Sie lädt dazu ein, durch sie hindurch zu gehen. Dabei stößt man auf ein kurzes Gedicht der Lyrikerin Felicitas Frischmuth (1930 – 2009), das Bertrand Ney dort links und rechts angebracht hat: „Wenn keiner drauf geht, verwächst der Weg. Wenn wir nicht gehen, verwächst der Weg.“ Die Skulptur ist ein Geschenk des Künstlers. Mit ihrer Errichtung wurde der Skulpturenrundweg an der Wasserburg Reipoltskirchen Teil der „Europäischen Skulpturenstraße des Friedens“, die 4000 km quer durch Europa verläuft und die normannische Küste mit Moskau verbindet. Die Grundidee einer friedensstiftenden Skulpturenstraße stammt von dem jüdischen Künstler Otto Freundlich (1878 – 1943). Auf so einem Weg muss man gehen, sonst verwächst er. Und wir müssen selbst gehen, wer denn sonst? Wir alle tragen Verantwortung für den Frieden in der Welt.
"Step Inside – Treten Sie ein“ ist eine Klangskulptur, die die Grenze zwischen den Klängen der Natur und den Klängen der Musik erforscht. Der in Frankreich lebende gebürtige Engländer Will Menter ist davon fasziniert, dass wir bestimmte Geräusche als Musik interpretieren, andere Geräusche als Laute der Natur oder gar als Lärm. „ Ein kreativer Zuhörer kann Musikgenuss in vielen unerwarteten Zusammenhängen finden, ohne dass ein Musiker anwesend ist. Wenn der Wind weht, wenn Sie bei ‚Step Inside‘ ankommen, halten Sie für ein paar Momente inne und erlauben Sie der Skulptur, für Sie zu singen. Wenn es keinen Wind gibt, berühren Sie sie selbst und halten Sie inne, um zu hören. Dann treten Sie ein in den zentralen Teil, wo Sie umgeben sind von Holz und wo Sie die Töne inniglich genießen können!“
In seiner Arbeit "Structures" setzt sich der ungarische Künstler Eröss mit natürlichen Strukturen auseinander, die man in der Natur finden kann sowie mit von Menschenhand gemachten Strukturen, welche die Skulptur bilden. "In diesem Falle", sagt István Eröss, "ist die Skulptur noch nicht vollendet, wenn die Arbeit beendet ist. Ebenso wichtig ist der Ort ihrer Aufstellung. Der Hintergrund des Werkes wird also Teil der Skulptur. Ohne den Kontext des Ortes ‚in situ‘ kann die künstliche Struktur das ursprüngliche Konzept nicht verdeutlichen."
"Offenes interaktives System, ein verschachteltes und scheinbar betretbares, lichtdurchflutetes Gehäuse, bestehend aus miteinander kommunizierenden, aus verschiedenen Perspektiven einsehbaren architektonischen Räumen aus Acrylglas, Eichenholz und Edelstahl", so Stefan Engel. Der in Schweisweiler im Donnersbergkreis lebende Bildhauer ist in Kusel aufgewachsen. Unter seiner künstlerischen Leitung der beiden internationalen Bildhauersymposien ‚Habitat’ im Jahr 2010 und ‚Skulpturale Gärten’ im Jahr 2011 wurden etliche Kunstwerke für den Skulpturenweg an der Wasserburg in Reipoltskirchen geschaffen.
„Meine Arbeit zeigt die Elemente, die in der Natur wirken und die auf meine Skulptur einwirken werden - Erde, Wasser, Wind und Feuer.“, so die in Warschau lebende Künstlerin über ihr Werk. Sie hat einen roten und einen gelben Pfälzer Sandstein mit einem gelben Kalkstein aus Polen kombiniert. Osiecka hat 2014 ein Kunstwerk am Mont Ormel in der Normandie geschaffen, eine Skulptur, die Teil der ‚Europäischen Skulpturenstraße des Friedens’ ist. So bildet ihr gewichtiges Werk in Reipoltskirchen ein weiteres Bindeglied zu diesem europaweiten Friedensprojekt.
Der belgische Künstler hat vier lebende Eichen bearbeitet und in jedem Stamm eine farbige Fläche geschaffen. Gekonnt spielt er mit den vielfältigen Farbschattierungen, die sich durch Lichteinfall und Schattenwürfe ergeben. „In der Stille ist alles ständig in Veränderung. Nichts ist ewig, nichts bleibt wie es ist, alles ist in ständiger Entwicklung, manchmal sofort sichtbar (Sekunden, Minuten), in der Regel erst nach einiger Zeit (Jahre, Jahrhunderte). Wir sind alle Schmetterlinge, unabhängig von der Echtzeit. Sehen Sie die scheinbar versteinerte Bewegung dieser Eichen! Mit ihrer rauen Erscheinung stehen sie da als Zeugen. Nur, wenn Sie durch die Öffnungen hineinschauen, entdecken Sie die farbenfrohe Schönheit und sehen, wie das Licht viele Schattierungen erzeugt. Ich gebe Ihnen lebendige Welten.“
Als ‚Art in Nature’ und ‚Nature Art’ zugleich thematisiert die figurative Skulptur das schon immer besondere Verhältnis zwischen Pferd und Mensch. „Das Pferd“, sagt Karhu, „ist Arbeitstier, Partner und Machtsymbol. Die moderne Gesellschaft hat sich dem Pferd jedoch entfremdet - besonders wenn man das Tier und seine Beziehung zum Menschen als Metapher für Gefühle sieht. Gefühle beeinflussen unsere Leistungsfähigkeit, sind komplexe Phänomene, interaktive Prozesse zwischen Umwelt und Individuum. Hinter dem persönlichen Gefühl steht also ein mächtiger kultureller Gefühlshintergrund, kombiniert aus verschiedenen Traditionen. Daher sind Handlungsräume immer Konstrukte aus den verschiedensten oft widersprüchlichen Aggregaten.“
Zweidimensionale Dreidimensionalität, gerade Kanten, spannungsvolle Bögen, gewölbte und ebene Flächen kennzeichnen Winni Schaaks minimalistische Körper. Seine Formen sind klar und ausgewogen. Teils erinnern sie an Gebäude, teils an Kreaturen, deren geometrische Formgebung einer starken Lebendigkeit gegen-übersteht. Schaaks kleinformatige wie auch seine monumentalen Skulpturen wirken kraftvoll und leicht zugleich - und das trotz ihres schweren Materials. Meist verwendet Winni Schaak wetterbeständigen Cortenstahl mit feinporiger, gerosteter Oberfläche und warmer lebendiger Ausstrahlung.
Als Ausgangsmaterial dienen Plastikmüll und Billigprodukte: Spülmittel-flaschen, Küchensiebe, Kleiderbügel und Hula-Hoop-Reifen. Diese
"armen" Materialien vereint und formt Weidele zu überbordenden, wild wuchernden Kunstwerken. Seit Marcel Duchamp sind vorgefundene Alltagsgegenstände aus der Kunst nicht mehr wegzudenken. Beim Sym-posium 2011 in Reipoltskirchen hängt sie einen "Tutti-Frutti-Lüster" als ‚Art in Nature’ in die Bäume. Dazu sagt sie: "Um den Lüster auch aus der Ferne sichtbar zu machen, werde ich erstmalig alle Farben meines Plastik-Teile-Archivs einbauen. Tutti Frutti ist auch ein bekannter Rock-and-Roll-Titel, der auf die ehemalige Stationierung amerikanischer Truppen in der Pfalz hinweist".
„Es sind zwei identische Formen, aus gleichen Latten hergestellt, die - nur weil sie anders aufgehängt sind - den Eindruck erwecken, nicht identisch zu sein. Auch wenn man die Arbeiten von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, verändert sich das Aussehen stark. Sie sind auch buchstäblich immer in Bewegung. So übersetzen diese Arbeiten die Idee der Freude, in dem der Andere die Freiheit hat, sein Leben und Lieben auf seine eigene Weise zum Ausdruck zu bringen. Wir können uns dann immer darüber wundern. Freude ist Friede in Bewegung.“, so der Künstler zu seinen hoch in den Bäumen ‚fliegenden’ beiden Kunstwerken. Der aus Belgien stammende und in Frankreich lebende Marc de Roover war auch künstlerischer Leiter des Internationalen Künstlersymposiums „Europäische Skulpturenstraße des Friedens“ , das vom August bis September 2015 an der Wasserburg Reipoltskirchen stattfand.
Seine beidseitig eines Waldweges aus dem Boden herausragende ‚Art-in-Nature-Skulptur’ für den Skulpturenweg in Reipoltskirchen nennt Liviu Russu ‚Vestige’, also ‚Spur’ und man denkt dabei an Archäologie. „Mich interessiert das Verhältnis zwischen Skulptur und Architektur oder die Skulpturale Konstruktion", sagt Liviu Russu. Es ist ein "offenes Kunstwerk, wie alle abstrakten Skulpturen und kann als ‚Arche’ gesehen werden oder aber als archaische Konstruktion.
„Die Skulptur mit der schwarzen auf dem Kopf stehenden Figur obenauf ist zu persönlich, um ihr einen Namen zu geben. Jeder Baum ist ein Geschenk der Natur, so reich an Formen und Strukturen. Wir haben dieses Geschenk zu respektieren. Diesen Bäumen, die schon abgängig waren, gebe ich ein zweites Leben. Für eine bestimmte Zeit werden sie zu Kunstwerken. Um sie zu modellieren, nehme ich sie nahezu weg. Die anfängliche Form dieser Bäume gibt meiner Kreativität eine Richtung vor. Die Skulptur ist eigentlich schon gemacht bevor ich starte, alles ist schon da. Der begrenzte Reichtum des Baumes …“.
„Eine Kettensäge ist flexibler als ein Bleistift“, so Peter Jacquemyn. „Mit dieser Maschine kann ich in drei Dimensionen zeichnen. Auch als Musiker kultiviere ich den spontanen Charakter der Skizze, ich bin immer am Zeichnen. Meine Skulptur ‚MM’ bezieht sich auf die mittelalterlichen Holzskulpturen der Maria Magdalena.“
"Am Tag danach floss das Wasser zurück. Als ob es wieder Platz im Bache gäbe. Unverstöpselt liegen die Graswiesen nun da.", so die in Hanau lebende gebürtige Finnin Herzog-Hellstén. „Die Flussaue, die direkt an bebautes Wohngebiet grenzt, ist ein Zeichen für flexibles Miteinander von Mensch und Natur. Eine zeitweise Ausdehnung des Baches sowie des menschlichen Lebensraumes findet an solchen Orten nur angepasst zueinander statt. Das Werk ‚PLUG’ würdigt diese Flexibilität“.
„Stellen Sie sich einen Bach vor mit nur einem linken Ufer. Das ist unmöglich. Linkes und rechtes Ufer zusammen machen einen Bach aus. Eine Brücke verbindet zwei offenbare Gegensätze.“ Mit diesen poetischen Worten beschreibt der in Belgien geborene und in Frankreich lebende Künstler Marc de Roover seine Fußgängerbrücke über den Odenbach, die den Skulpturenweg an der Wasserburg in Reipoltskirchen zu einem echten Rundweg verbindet. „Zwei ist eins. Nenn es eine Liebeserklärung. Deshalb habe ich dieser Brücke Flügel gegeben.“
„Das Werk heißt ‚Graines’ – Samen. Einfache Rauminhalte, veredelte Formen, die anregen wollen: Ruhe und Erkenntnis, Vorstellungskraft, Spiel und Träumerei. Eine Annäherung an Stücke der Natur, ein neues Leben eingehaucht, eine neue Existenz offenbart, eine Erinnerung, eine Energie. Befragen Sie diese Materie. Wünschen Sie sich diese ‚stille Kraft’, die bestimmte große Bäume ausstrahlen. Ein Spaziergang durch Mutter Natur, um darin Nahrung zu finden …“, so die bretonische Bildhauerin le Goaster zu ihrem fünfteiligen Werk auf der Auenwiese unterhalb der Burg.
„Ein Raum mit dreieckiger Grundfläche ist nicht begehbar und damit nur Fassade oder Kleid oder eine Skulptur, die mit ihren gesägten und gespaltenen Oberflächen Bilder zeichnet, die sich im Tagesablauf, mit wechselnder Distanz und wechselnden Lichtverhältrnissen stark verändern. Ein angebauter offener Raum ist durch Balken skizzenhaft begrenzter Außenraum, in dem eines der Fassadenelemente zur Innenwand wird.“, beschreibt Urs-Peter Twellmann seine Eichenholzskulptur.
Zum Abschluss der Sanierung und Revitalisierung der Wasserburg Reipoltskirchen beauftragte der Landkreis Kusel den freischaffenden Künstler Gottfried Bräunling mit der „Kunst am Bau“. Dem im Landkreis Kusel ansässigen und international tätigen Bildhauer und Maler gelang mit seinen Eisenelementen die Verbindung von attraktiver Zaungestaltung, Präsentation einer Informationstafel zur Burggeschichte und Schaffung eines wunderschönen Kunstwerkes, einladend platziert am Burgeingang vor dem Wassergraben.
Pure Lebensfreude und geballte Kraft vermitteln die jungen Ziegen im Burggarten, die sich mit gesenkten Köpfen im spielerischen Angriff üben. Walter Graser ist gelernter Schriftlitograph, studierte dann an den Kölner Werkschulen Malerei, Illustration und Wandmalerei. Nach einigen Stationen in der Pfalz und Südfrankreich bereichert der freischaffende Künstler seit einigen Jahren mit vielfältigen Malereien, Plastiken und vor allem mit Kunst an Gebäuden die Kulturszene im Landkreis Kusel.
2011 wurde die Skulptur vom Landkreis Kusel erworben. Völlig frei gearbeitet sind Walter Grasers lebensgroße Tierplastiken, die aus Blechstreifen entstehen. Und so erhebt ein prächtiger Ziegenbock selbstbewusst seinen Blick im Hof der Wasserburg, während seine Partnerin neben ihm seelenruhig auf dem Brunnenrand zu weiden scheint.
"Alices Reise" ist ein Werk „in situ“, das Benoît Delomez an Ort und Stelle in Reipoltskirchen, im Juli 2011, während des internationalen Symposium "Skulpturale Gärten" geschaffen hat. Die Installation geht auf den Ort ein, auf seine architektonischen Charakteristiken und auf die Spezifik eines Turmes, wie er in Geschichten und Legenden vorkommt. Die Entdeckung einer Statuette in einer Mauerspalte steht am Anfang der „Erzählung“ - so beginnt "Alices Reise". Der Spiegel, den der Künstler immer wieder in seinen Arbeiten einsetzt, verweist uns hier direkt auf Lewis Carolls Geschichte "Alice hinter den Spiegeln", eine Mischung aus Traum und Logik. Er bezeichnet den Übergang von der realen zu der imaginären Welt, vom Innen- zum Außenraum, von der Welt des Künstlers zu der unseren. Benoît Delomez lädt uns auf eine Reise ein und dazu, die Wand zu durchqueren und Alice in ihren Abenteuern zu folgen. Das mehrteilige Werk „Alices Reise“ befindet sich oben im Bergfried, dem Aussichtsturm der Wasserburg.